1000 Kilometer durch Deutschland

Hallo ihr da draußen,

nun ist auch der letzte Schlussstrich unter meinen Freiwilligendienst gezogen worden: In der vorletzten Woche fand von Montag bis Freitag das Rückkehrerseminar des DRK auf der Insel Usedom statt. Treffpunkt war um 18 Uhr, doch Usedom stellt den von mir aus gesehen entlegensten Zipfel Deutschlands dar. So saß ich schon um 7 Uhr in der Frühe im Auto, und ehrlich gesagt stand mir die lange Fahrt doh ziemlich bevor. Doch geteiltes Leid ist halbes Leid, daher saß ich recht bald mit drei weiteren Freiwilligen zusammen, mit denen die Zeit sehr viel schneller verging - danke euch!

Nachdem wir endlich die Autobahn verlassen hatte, sind wir noch eine halbe Stunde über verlassene Vorpommeraner Landstraßen gegurkt, bis wir über eine Brücke auf die "Sonneninsel Usedom" gelangten, wie uns ein großes Schild empfing - doch die Sonne musste an diesem Tag in unseren Vorstellungen verharren. Nach einer weiteren halben Stunde erreichten wir endlich die Seebäder Bansin und Heringsdorf und sahen endlich wieder andere Menschen! Trotz des feucht-fröhlichen Nieselwetters war auf den Straßen vergleichsweise recht viel los, bevölkert von den verschiedensten Regenponchos und Friesennerzen. Insgesamt waren wir gute elf Stunden und 1003 km unterwegs, bis wir das Seminarhaus erreichten.

Es war so schön, wieder viele Leute aus Israel wiederzusehen! Wir wohnen zwar alle in demselben Land, doch diese Reise hat mir wieder vor Augen geführt, wie groß doch Deutschland vor allem auch im Vergleich zu Israel ist: Dort kann ich mich an mindestens vier Male erinnern, an denen ich anderen Freiwiligen unverabredet über den Weg gelaufen bin. So etwas wird es in Deutschland wohl eher nicht geben. Ich bin aber trotzdem gespannt, ob ich es vielleicht doch auch so schaffe, den ein oder anderen mal wieder so zu treffen.
Doch am Seminar haben nicht nur Freiwillige aus Israel teilgenommen (auch wenn diese klar die Mehrheit stellen), es kamen auch Teilnehmer aus Italien, Polen und auch zwei weltwärts-Freiwillige aus Vietnam und Peru. Auch von diesen habe ich schon den ein oder anderen gekannt, von dem ersten Seminar oder gar dem Bewerbertag, insofern hat sich auch in dieser Hinsicht ein Kreis geschlossen.

Was macht man auf so einem Seminar? Ein allzu enges Programm stand nicht auf dem Plan, wir hatten viel Zeit, mit den anderen zu reden, für uns selbst zu kochen, sich mit Freiwilligen aus anderen Ländern auszutauschen und einfach ein letztes Mal alle gemeinsam zusammenzusitzen.
Darf man diese Woche vielleicht sogar als Urlaub bezeichnen? Ich denke schon, schließlich liegt das Seminarhaus unmittelbar an der Uferpromenade, man muss also nur einmal über die Düne und schon ist man an der Ostsee. Auch das Wetter hat schließlich noch Nachsicht mit uns gehabt, nach einem weiteren verregneten zweiten Tag waren Numero drei und vier sonnig bei immerhin 20 Grad. Einladend, um auch einmal die Wassertemperatur der Ostsee zu testen, oder nicht? Mit ebenfalls 20 Grad Wassertemperatur war die Badung eine schöne und nicht unangenehme Erfrischung.

Idylle am Heringsdorfer Strand - wer genau hinschaut, findet bereits die ersten Zugvögel...

Auch eine kleine Radtour in den polnischen Teil der gemeinsamen Insel gehörte zu den freien Aktivitäten; leider hat der Fotograf nur verschwommene Beweisbilder aufgenommen...

Am letzten Abend wurde gegrillt und wir bekamen mit einem Teilnahmezertifikat unser Jahr noch einmal offiziell bestätigt, und das ist die Woche dann auch schon gewesen!

Ich werde oft gefragt, wie es ist, wieder zu Hause zu sein. Oft tue ich mir mit meiner Antwort schwer, natürlich ist es toll, wieder in seiner bekannten Umgebung zu sein, seine Familie und seine Freunde wieder physisch zu sehen und zu haben (also nicht durch irgendwelche mittelnden Medien) und etwas Kommendes zu haben, worauf ich mich freue und was mir Sicherheit gibt. Doch manchmal werde ich an Israel erinnert, weil ich etwas Bestimmtes in meinen Sachen finde, weil sich jemand meldet oder einfach nur so. So ein Moment war zum Beispiel auch der Abschlussabend des Seminars. Als traurig würde ich mich dann nicht bezeichnen, ich bin unheimlich froh um alles, was mir passiert ist, vielleicht als etwas nostalgisch. Auch jetzt ist so ein Moment, denn dies ist nun der finale Blogeintrag zu meinem Jahr in Israel und ich bin froh, manche Gedanken mit euch geteilt und auch viele Erinnerungen für mich selbst konserviert zu haben. Ich danke jedem von euch, dass ihr geschaut habt, dass es mir gut geht, ihr mir eure Zeit geschenkt habt und euch, das kann man vermutlich so sagen, für meine Erlebnisse interessiert habt. Das war vielleicht bei einigen ab und zu, bei anderen öfters, aber bei jedem mit einer beachtenswerten Aufmerksamkeit. Ich freue mich immer wieder, wenn ich von euch auf meinen Blog angesprochen werde, manchmal sogar von jemandem, von dem ich das gar nicht erwartet hätte!

In diesem Sinne nochmal "Danke" an euch alle und alles Gute,


euer Johannes




P.S.: Wie geht es nun weiter mit diesem Blog? Ich habe in den Richtlinien keine Löschung nach Inaktivität o.Ä. gefunden und werde den Blog daher noch einige Zeit online lassen.

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