Kennenlernen des Beit Löwenstein

Moinsen,

gestern war nun also der zweite Tag im Löwenstein. Wir wurden um 9.00 Uhr von unserer Ansprechpartnerin vor Ort empfangen, diesmal waren wir hauptsächlich im Konferenzraum des Rehabilitationszentrums. Wir erhielten eine Hygieneeinweisung durch die Hygienebeauftragte persönlich: Ins Beit (hebräisch für Haus) Löwenstein kommen die Patienten aus gewöhnlichen Krankenhäusern in ganz Israels, in denen sie Operationen oder anderweitige Krankheitsbehandlungen bekamen. Mit den Patienten wandern auf diese Weise natürlich auch Keime aus dem ganzen Land in das Reha-Zentrum, richtige Hygienemaßnahmen sind somit unerlässlich.Wir wurden über richtige Arbeitskleidung, Handschuhe, Händewaschen und -desinfektion informiert. Die Keime sind möglicherweise für uns mit einem gesunden Immunsystem kaum gefährlich, sehr wohl aber für die oft sehr geschwächten Patienten.
Wir erhielten ebenfalls eine Sicherheitsbelehrung durch die Security des Hauses, allesamt Militärveteranen, die uns den richtigen Umgang mit verdächtigen Gegenständen und -Personen erläuterten. Die Nachfrage, ob sich schon einmal ein Zwischenfall ereignet hätte, wurde zum Glück verneint!
Anschließend wurden wir von der Personalmanagerin des Hauses begrüßt und stellten uns ihr vor. Es folgte ein kleiner Imbiss mit ausgezeichneten Gebäckstücken (Honigkuchen, Zimtschnecken und eine Art Schweineohren) sowie Wasser- und Honigmelonen. Auf Lob entgegnete unsere Ansprechpartnerin, dass das Löwenstein auch für seine ausgezeichnete Küche bekannt ist, mit der wir später noch Kontakt haben sollten...
Von dem leitenden Krankenpfleger, dessen "klimatisiertes" Büro einen Rekord in puncto arktischen Temperaturen aufstellen konnte, wurden unsere Impfungen ein weiteres Mal persönlich überprüft. Gott sei Dank, dass wenigstens hier alles Nötige im Voraus erfolgreich übermittelt und abgearbeitet werden konnte!
Schon ging es weiter zur zweiten (!) Sicherheitseinweisung, diesmal jedoch mehr mit dem Fokus auf mir noch aus Schulzeiten bekannten Elementen, wie Feueralarm, Achtung bei Baustellen etc., jedoch auch mit richtigem Verhalten bei Raketenangriff und Erdbeben. Dass sich Israel in einer seismisch aktiven Zone befindet, war mir davor noch gar nicht so bewusst (hoffentlich liest das jetzt kein Erdkundelehrer...).
Auf unserer Agenda standen noch zwei letzte Punkte für diesen Tag: Ein Einzelgespräch mit unserer Ansprechpartnerin und unser erstes Mittagessen in der Löwensteiner Kantine.
Ersteres war eher informeller Natur, ich erzählte ein bisschen über mich, meine Familie, meine Schulvergangenheit, Hobbys und Plänen für die Zukunft. Sie war eine aufmerksame Zuhörerin und versicherte mir abschließend, dass sie für Fragen und Wünsche jederzeit zur Verfügung steht. Ich bin froh, tatsächlich so viele Personen zu haben, an die ich mich bei Problemen wenden kann; die Versprechungen vom DRK gehen in diesem Punkt schonmal in Erfüllung!
Überhaupt herrschte im Löwenstein eine sehr warme und herzliche Atmosphäre, mein Eindruck vom ersten Besuch sollte sich auch dieses Mal bestätigen. Ich will noch eine kleine Anekdote erzählen, die diese Eindrücke vielleicht ein bisschen veranschaulichen: Als wir auf dem Gang vor dem Büro des leitenden Krankenpflegers standen, um unsere Impfungen kontrollieren zu lassen, öffnete sich die Nachbartür und es schaute ein Kopf eines Mitarbeiters heraus. Obwohl wir auf dem Gang in diesem Moment nichts redeten, wurden wir auf Deutsch (!) angesprochen und gefragt, ob es in Deutschland etwas neues gebe. "Nicht allzu viel" gaben wir, zugegebenermaßen etwas verdattert, zurück, woraufhin sich die Tür auch schon wieder schloss. Später wechselte der Mann noch ein paar Worte mit uns, er sei aus Niederbayern vor drei Jahrzehnten ausgewandert und seitdem nur ein paarmal zurückgekehrt. "Da tut sich nicht viel", meinte er, "dort ist alles ziemlich hinterwäldlerisch!"
Solche Begegnungen meine ich, man wird mir nichts, dir nichts angequatscht und es entwickelt sich ein nettes Gespräch über Gott und die Welt. In Deutschland eigentlich undenkbar!
Wer alles aufmerksam gelesen hat, weiß, dass nun noch unsere erste Mahlzeit im Löwenstein fehlt: Was soll ich sagen, es war tatsächlich so gut, wie es mir schon von so vielen Seiten vorgeschwärmt wurde! Wir wurden in die Kantine geführt, deren Äußeres recht bunt und auf jeden Fall sehr ansprechend ist, und dem Koch vorgestellt. Dieser wies uns das Buffet; es gibt mehrere "Stände" mit Salat, Beilagen etc. Auch wird das gesamte Fleisch an einem separaten Stand angeboten (evtl. eine Trennung aufgrund religiöser Vorschriften?). An diesem interessierte sich ein Angestellter für unsere Herkunft. "Aus Deutschland" lautete unsere Antwort, woraufhin er entgegnete: "Ah, dann wird es euch besonders freuen, dass es heute Schnitzel gibt!" Und dieses Schnitzel schmeckte zwar anders, als ich sie kenne, doch war es keineswegs schlechter und bildete mit Reis und Salat eine ausgezeichnete Mittagsmahlzeit!
Mit vollen Mägen verließen wir dann auch wieder das Löwenstein, am Sonntag geht es weiter mit einer Führung durch das gesamte Gebäude und anschließender Aufteilung von uns Freiwilligen auf die Departments.
Es war ein schöner Tag und ich freue mich auf ein Wiedersehen nach dem Wochenende!

Ich werde berichten und wünsche euch allen "Schabbat Schalom!"

Euer Johannes

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