Das Gefühl, ganz klein zu sein

Schalom!

Vergangenes Wochenende war wieder Reisezeit: Diesmal ging es mit einer größeren Gruppe (von ursprünglich acht Leuten blieben schließlich noch sechs, aber immerhin) zum Wandern und Campen nach Mitzpe Ramon. Dieser Ort liegt mitten in der Wüste Negev und am Rande des größten Erosionskraters der Welt, dem Ramon-Krater oder "Machtesch Ramon", wie er auf Hebräisch heißt.

Am Freitagmorgen sind wir mit dem Bus aufgebrochen, mussten einmal in Be'er Scheva umsteigen und waren nach ca. 4-5 Stunden eindrucksvoller Fahrt durch die Wüste in Mitzpe Ramon angekommen. Und welcher Ausblick uns dort erwarten sollte:


Die Sicht reicht kilometerweit in den gewaltigen Krater. Über dir der wolkenlose Himmel, dessen Blau mit dem Ocker der Wüste am fernen Horizont im Dunst verschwimmt. Weit unter dir, klein wie Ameisen, gläubige Juden im Tallit, die eben noch laut auf Jiddisch diskutierend an dir vorbeigezogen sind; und da merkst du, wie klein du selbst bist, ein kleiner Mensch in dieser großen Welt...

Alle ein wenig sprachlos, setzten wir uns auf die Kante und genossen die Aussicht, die Sonne und auch die Stille, in deren Genuss man kaum in unseren geschäftigen Städtchen kommt.
Nur die Frage nach der Unterkunft blieb noch offen: Der Campingplatz, den wir ursprünglich anvisierten, war doch zu weit weg, außerdem war es schon Nachmittag. So versuchten wir unser Glück bei einer nahegelegenen Alternative, welche uns mit mehr als 20 Euro pro Person und Nacht dann doch zu teuer war, schließlich brauchten wir nur einen Platz für unsere Zelte und nach Möglichkeit einen Wasserhahn. So wies man uns auf ein nahegelegenes Wäldchen hin, in dem Campen erlaubt und ein Wasserhahn vorhanden war. Zudem lag dieser Platz vielleicht 50 bis 100 Meter von der Kante entfernt. Dreimal dürft ihr raten, wohin ich morgens als Erstes ging...

Unser kleines Zeltlager am Morgen

Auf das Ziel der Wanderunghatten wir uns noch nicht geeinigt, sodass wir uns am Morgen noch (zu) spontan etwas für alle Passendes finden mussten. Der ursprünglich angedachte Zeltplatz war teilweise immer noch zu weit entfernt, uns so ließen wir uns in der lokalen Touristeninfo bezüglich einer schönen Tagestour beraten. In diesem Informationsgebäude befindet sich außerdem noch ein Museum zu Ehren von Ilan Ramon, dem ersten und bis jetzt einzigen israelischen Raumfahrer. Tragisch verunglückt beim Absturz des Space Shuttles "Columbia" 2003, wird Ramon heute teils als Held verehrt. Mitzpe und der Krater sind allerdings, wie ich zunächst fälschlicherweise annahm, nicht nach ihm, sondern nach dem hebräischen Wort für Römer, "Roma'im", benannt. Das allerdings nur am Rande...
In der Auskunft wurden wir mit einem Plan versorgt und einigten uns auf eine vierstündige Wanderung, einmal in den Krater hinab und wieder hinauf.


Während der Wanderung wurde es dann doch recht warm, besonders vor dem Hintergrund der kalten Nächte (ja, so ist das eben in der Wüste), allerdings haben wir trotzdem eine sehr gute Reisezeit abgepasst, würde ich vermuten.
Wieder zurück auf dem Kraterrand war es schon später Nachmittag, sodass wir dort rasteten und schließlich mit dem Sonnenuntergang zu Abend gegessen haben. Von einigen Passanten mit teils etwas neidischen Blicken versehen (nicht auf das Essen, aber auf die gemütliche Gruppe und den so wunderbaren Ort), genossen wir die Abendstunden; wurden dann aber doch bald von der Kälte zu unserem altbewährten Wäldchen getrieben.

Auch eine Alpaka-Farm gibt es in der Nähe, diese war das Ziel am Sonntag gewesen. Ich würde lügen, wenn ich mich als Tierfreund bezeichnen würde, daher war für diese Entscheidung hauptsächlich die weibliche Majorität der Gruppe die treibende Kraft. Nach einer entspannten, ca. 40-minütigen Gehung erreichten wir den Hof, der außer Alpakas auch noch Lamas, Angoraziegen, Esel, Pferde und viele weitere, "süüüüüße" Tierchen beheimatete. Die Alpakas blieben zwar "süß", der Beliebtheitsgrad sollte nach zahlreichen Spuck-Attaken allerdings deutlich sinken...


Fotogen sind sie auf jeden Fall, gerade im Profil - aus diesem Winkel ist außerdem der Fotograf geschützt! Hierbei handelt es sich übrigens um ein Lama, diese haben einen längeren Hals und ein nicht so dichtes Fell wie die verwandten Alpakas.

Gefräßig waren die Biester auch: Das hintere Alpaka vermutete in einer herumliegenden leeren Futtertüte noch etwas Nahrung, was sich allerdings als Trugschluss herausstellte.
Nun, dann begnügt man sich eben allein mit der Papiertüte - Guten Appetit!

Und zu guter Letzt nochmal eine Aufnahme vom Krater - Ich kann mich daran gar nicht sattsehen!

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und haltet die Ohren steif!

Euer Johannes


P.S.: Am Donnerstagabend wurden aus dem Gazastreifen zwei Raketen nach Tel Aviv abgefeuert. Was sich nach einer gewaltigen Eskalation anhört, soll laut israelischem Militär nur eine Fehlzündung einer palästinensischen Gruppe gewesen sein. In Ra'anana selbst hörten wir keinen Alarm und auch jetzt sind die Leute einschließlich uns sehr ruhig. Für Sonntag ist eine Sitzung des Sicherheitskabinetts anberaumt, dort soll das weitere Vorgehen abgeklärt werden. Ein Krieg ist in niemandes Interesse, erst recht nicht vor den baldigen Wahlen am 9. April. Hoffen wir also das Beste und warten wir ab, wie sich die Situation entwickelt!

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