Alte Steine

Schalom!

Letzten Freitag war wieder Reisezeit! Schon lange war geplant, die Ruinen der antiken Stadt Skythopolis zu besichtigen. Diese trägt heute den Namen "Bet Sche'an", liegt in der Jordansenke und ca. zweieinhalb Stunden Busfahrt von uns entfernt.
Zwei meiner Mitbewohnerinnen und ich entschlossen uns dazu, die kleine Fahrt anzutreten, obwohl nicht das beste Wetter gemeldet war. Ehrlich gesagt wurde uns auf der Arbeit sogar zu einem Wochenende zu Hause geraten; der Wetterbericht prognostizierte uns zwar keinen Regen, aber eine dicke Wolkendecke. Trotzdem brachen wir um halb acht von zu Hause auf, und wir sollten nicht enttäuscht werden! Als wir nach der Fahrt inklusive einem Umstieg Bet Sche'an schließlich erreichten, schien tatsächlich die Sonne und ich konnte eine von zwei Jacken ausziehen - welch unverhofftes Glück! Nicht nur der Wettergott, auch der Kassierer war sehr umsichtig mit uns drei jugendlichen Reisenden: Er bot uns bezüglich der Eintrittskosten einen "nice price" an. So betraten wir, allesamt recht glücklich, das Geläne und waren erstaunt von der guten Erhaltung der Anlage.

Kurz zur Geschichte der Stadt: Die Stadt befindet sich am Fuße eines weit sichtbaren Hügels, dem Tell el-Hösn (arabisch für "Hügel der Stärke"). Dieser wurde bereits von den Kana'anitern in der Bronzezeit besiedelt und war Sitz der ägyptischen Verwaltung in der Region. Bet Sche'an hatte eine bewegte Geschichte und mit der Zeit wechselten, wie in vielen hiesigen Städten, oft die Bewohner; den Kana'anitern folgten die Israeliten und schließlich die Griechen, welche die Stadt "Skythopolis" nach dort stationierten skythischen Reitertruppen tauften. Während der römischen Periode entstand ein Großteil der Gebäude, deren Überreste noch bis heute zu sehen sind, und der Ort wuchs zu einer bedeutenden Stadt. Als Teil des byzantinischen Reiches hatte Skythopolis die zahlreichste Bevölkerung, man geht von 30.000 bis 40.000 Einwohnern hauptsächlich christlichen Glaubens aus.
Nachdem Araber die Stadt im 7. Jh. n. Chr. eroberten, schwand die Bevölkerung allmählich, bis 749 n. Chr. ein schweres Erdbeben die Stadt vernichtete.

Genug der Geschichte, es folgen ein paar Bilder:


Eine Übersicht: Zentral im Bild sieht man den Tell, dorthin führt, von Säulen gesäumt, die Palladiusstraße. Links im Bild sind die Überreste des antiken Badehauses zu sehen, rechts führt die Sylvanusstraße nach Süden. Auf diesem Bild nicht zu sehen ist das Theater, ...


... dafür auf diesem: Erhalten sind nur noch die unteren Ränge.

Tyche, griechische Schicksalsgöttin und Schutzpatronin der Stadt



Hier das sehr gut erhaltene hypocaustum des Badehauses: Auf den kleinen Stützen lagen Kacheln, auf denen Estriche und Mosaike verlegt wurden. Durch die entstandenen Zwischenräume leitete man durch Feuer erhitzte Luft, auf diese Weise entsteht eine sehr fortschrittliche Fußbodenheizung. Eine traurige Information am Rande: Es wurden in solchen Heizungen bereits Skelette von Katzen entdeckt, die sich dort verirrten und schließlich tragischerweise erstickten...

Über die Palladiusstraße geht es auf den Tell zu, links der imponierenden Säulen findet man Reste von Mauern, die von Geschäften zeugen.


Auf dem Tell hatte man eine gute Sicht über die Ruinenstadt zur einen und auf Jordanien zur anderen Seite. Der Jordan und damit die Grenze sind an dieser Stelle nur noch acht Kilometer entfernt!

Von dem ägyptischen Verwaltungssitz ist bis auf ein paar niedrige Mäuerchen nur noch diese Felsplatte übriggeblieben:



Von dem Hügel herab kann auch die Zerstörung durch das Erdbeben gut eingeschätzt werden: Die so massiven Steinsäulen liegen wie Streichhölzer über den Weg verteilt. Welche Kraft eine solche Naturgewalt doch besitzt!

Alles in allem war diese Reise mit gut drei Stunden Aufenthalt zwar nicht so lang, dafür umso eindrucksvoller und spektakulärer! Ich habe immer ein seltsames Gefühl, über Straßen zu laufen, über die Menschen schon vor tausenden Jahren gelaufen sind - was diese wohl sagen würden, wenn sie ihre Stadt heute wiedersehen könnten?

In der Region gibt es noch zahlreiche weitere antike Stätten, daher:

Fortsetzung folgt...

Bis dann,

euer Johannes

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