Advent im Februar?

Liebe Freunde,

schon wieder sind fast zwei Wochen seit meinem letzten Beitrag vergangen - die Zeit, wo fliegt sie nur hin?

Über die Bedeutung des kryptischen Titels möchte ich euch nicht länger rätseln lassen, Folgendes hat sich zugetragen:

Wie ich bereits einige Male erwähnt habe, wird Advent und Weihnachten in Israel nur an einer Handvoll Orte (Wadi Nisnas in Haifa, Nazareth, einige Jerusalemer Viertel) gefeiert, und auch dort nicht in einem solchen Ausmaß wie in Deutschland. Meine Mitbewohner und ich wollten allerdings trotzdem nicht auf einige Traditionen und Bräuche verzichten, was sich vor allem kulinarisch zeigte: Vor Weihnachten backten wir Plätzchen, Stollen, außerdem gab es Bratäpfel und Glühwein. (Auch wenn es sich falsch anhört: "Wir backten" ist laut Duden tatsächlich die korrekte Form des Verbes "backen" im Präteritum, "wir buken" ist veraltet!) Wie dem auch sei, aus diesem Grund hat auch meine liebe Familie in Deutschland ein Päckchen mit "Advents-Kram" aufgegeben, korrekterweise einen "Brief international mit Einschreiben". Diese Variante war günstiger als ein Paket, und hat gegenüber einem Päckchen eine Versicherung und eine Sendungsverfolgungsnummer; ich nenne es der Einfachkeit halber trotzdem weiterhin "Päckchen". Es trat seine weite Reise also am 27.11. (!) letzten Jahres an und war von uns schon verloren/geklaut/ins Mittelmeer gefallen geglaubt. Die Sendungsverfolgung funktionierte auch nur bedingt, und zwar bis zum internationalen Logistikzentrum in Frankfurt, wo es am 3. Dezember "zur Weiterbeförderung in das Zielland übergeben" wurde. Angeblich sollte das israelische Postverfolgungssystem weiterhelfen, allerdings war dort die Nummer ungültig. Und gestern, fast vierzehn Wochen später, war die Benachrichtigung in unserem Briefkasten, dass das Päckchen angekommen sei und auf seine Abholung warte. Lustigerweise hat sich die Sendungsnummer verändert, aus der letzten Ziffer "7" wurde eine "4" - allerhand! Aus diesem Grund hat wohl auch die Verfolgung nicht mehr geklappt!

Auf dem Postamt hat die nächste Überraschung gewartet: Das Päckchen befand sich in einer Plastikhülle mit folgendem Vermerk:

Ohne Worte...


Tatsächlich sah das Paket auch etwas, wie soll ich sagen, "angekaut" aus, geöffnet wurde es dank der mütterlichen Auskunft für den Zoll nicht, dafür war es nass und an der Seite etwas zerdrückt. Wenn man von dem Schimmel auf dem Päckchenboden absieht, war der Inhalt intakt geblieben, und so gab es gestern noch eine kleine Adventfeier! Schön, oder?


Aus gegebenem Anlass bin ich die letzten Tage viel zum Lesen gekommen und ich habe ein sehr lesenswertes Buch gefunden. Ich weiß, ich hab hier noch nie eine Leseempfehlung ausgesprochen, aber es gibt ja immer ein erstes Mal, nicht wahr? 

Es handelt sich also um einen Roman von Erich Kästner, und ich rede nicht von "Emil und den Detektiven", welcher allerdings ebenfalls sehr "knorkig" ist. Kästner hat nämlich nicht nur Kinderliteratur verfasst, nein, er verfasste viele großartige Romane zur Zeit der Weimarer Republik und zur Zeit des dritten Reiches, in welche er auch immer wieder autobiographische Elemente einfließen lässt und ein Bild der damaligen Gesellschaft zeichnet. Konkret rede ich nun also von dem Werk "Drei Männer im Schnee" aus dem Jahr 1934: Der Roman handelt von einem Millionär, der die Menschen studieren will, ohne dass ihn sein Vermögen vor schlechten Erfahrungen schützt. Dazu reist er inkognito und als armer Mann in ein vornehmes Hotel in die Berge, für welches er einen 10-tägigen Aufenthalt in einem Preisausschreiben gewonnen hat. Es folgen viele skurrile Verwechslungen und Missverständnisse, und am Ende steht eine Verlobung. So viel sei verraten. Ich weiß, der Roman ist schon älter und es hat ihn auch schon bestimmt der ein oder andere von euch gelesen; Wer ihn allerdings noch nicht kennt, dem kann ich die Lektüre nur empfehlen: So gut habe ich mich schon lange bei keinem Buch mehr amüsiert und ganz nebenbei lernt man die Gesellschaft der 30er/40er-Jahre kennen!

Das war es auch schon wieder für's Erste. Ich wünsche euch alles Gute und ein schönes Wochenende!

Euer Johannes

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