Glockengeläut folgt Muezzinruf

... und damit willkommen zurück auf meinem Blog und zunächst noch nachträglich einen schönen dritten Advent (auch wenn nun schon fast Weihnachten ist)!



Dieser Beitrag sollte eigentlich schon vor einigen Tagen (Sonntag?) erscheinen, doch dazu gleich mehr.
Am vorletzten Donnerstag stand eine ganz offizielle Einladung an: Gegen Ende letzten Monats wurden deutsche Freiwillige aus ganz Israel und der Region zu einem adventlichen Cometogether in Jerusalem eingeladen. Obwohl wir vier deutschen Freiwilligen uns zeitgleich zu der Veranstaltung anmeldeten, durften schließlich nur drei von uns fahren. Es gab wohl Probleme bei der Organisation durch unsere Koordinatoren in Israel - schade!
 Gastgeberin war "the Head of Labour and Social Affairs of the German Embassy in Israel, Martina Wichman-Bruche" (so lautete die Einladung, ich scheiterte beim Versuch, diesen Titel angemessen ins Deutsche zu übersetzen) und lud um 15.30 in die Deutsche Hospiz St. Charles in Jerusalem ein. Für uns hieß dies konkret, die Arbeit schon früher verlassen zu müssen, und ein wenig gehetzt dorthin aufzubrechen. Wir sind auf die Minute püktlich angekommen (es war wirklich eine Punktlandung) und haben auf dem Weg noch andere Freiwillige getroffen, die ebenfalls auf dem Weg dorthin waren. Endlich angekommen, hab ich schon ein wenig über den Ort gestaunt: Der Konvent ist per se bereits sehr modern und festlich, hat sehr hohe Decken und wurde durch die Back- und Kochkünste der Nonnen noch adventlicher: Es gab eine große Auswahl an Plätzchen, einen sehr guten Stollen und Apfelpunsch und Glühwein zu trinken. Mit diesen Leckereien wurden wir empfangen und bereits vollständig für die Fahrt entschädigt! Schließlich begann die Begrüßung durch die Dame von der Botschaft: Wir wurden zu unserem Freiwilligendienst beglückwünscht, aber auch bestärkt; schließlich seien wir allesamt ein wenig Botschafter, sowohl in Israel für Deutschland als auch nach unserer Rückkehr nach Deutschland für Israel. Wir würden uns in eine lange Tradition (Tatsächlich bereits seit den 60ern) einreihen, um ganz persönliche Kontakte zwischen den Ländern zu knüpfen. Bewegende Worte, denen ich nur zustimmen kann: Internationale Verständigung findet mitnichten nur auf diplomatischer Ebene statt, viel wichtiger sind doch doch die vielen kleinen, persönlichen Verbindungen, die Freundschaften zwischen Ländern aufrecht erhalten!
Anschließend fand noch ein kleines Kontaktknüpfen/Networken zwischen den Freiwilligen statt, für die wir uns nach Herkunft als Deutschland- oder Israelkarte aufstellen sollten. Tatsächlich haben wir so auch Freiwillige kennengelernt, die in Herzlia wohnen; Herzlia ist ein am Meer gelegener Nachbarort von Ra'anana, also genau auf der anderen Seite von Kfar Saba. Es wurden fleißig Nummern ausgetauscht, sodass wir uns mit unseren neugefundenen Nachbarn demnächst treffen können. Ich freue mich schon darauf!
Danach wurden fleißig Weihnachtslieder um ein Klavier herum gesungen, so wie sich das gehört. Das Repertoire bildeten folgende Lieder: Alle Jahre wieder; Kling, Glöckchen, klingelingeling; Macht hoch die Tür; Tochter Zion. Vor allem das letzte Lied fand sehr viele Freunde, schließlich lautet auch eine Passage "Jauchze laut, Jerusalem" - wie passend!
Zu Abend gab es Pizza, und auch diese war von den Nonnen ganz vorzüglich zubereitet und mit extra viel Käse. Dann war das Event auch schon vorbei und alle traten wieder ihren Heimweg an. Es war ein schöner Tag!
Gefilmt und fotographiert wurde von einem offiziellen Kameramann, dessen Bilder auf Facebook hochgeladen werden sollten. Diese Bilder wollte ich auch an dieser Stelle veröffentlichen, da dies aber bis zum heutigen Tage nicht passiert ist, konnte ich nun nicht mehr länger warten. Ihr müsst euch daher mit meinen zwei amateurhaft geschossenen Bildern begnügen:




Hier geht es, wenn ihr wollt, zu der Facebook-Seite der Deutschen Botschaft in Tel Aviv, auf der ihr selbst stöbern und euch auch über ihre sonstigen Aktivitäten informieren könnt. Dazu braucht man auch keinen Account, glaube ich (ich habe auch keinen)...

Doch das Wochenende sollte so aufregend weitergehen, wie es angefangen hatte: Wir hatten uns zu viert vorgenommen, nach Nazareth aufzubrechen und dort von Freitag auf Samstag zu übernachten.
Als also am Freitag alle bereit waren, ging es los zu Bus und auf in diese für das Christentum nicht unerhebliche Stadt!

Sonnenuntergang beim Umsteigen

Nazareth ist Treffpunkt der drei abrahamitischen Religionen: Während der Hauptteil und die Altstadt christlich-arabisch und muslimisch geprägt ist, ist die jüdische Bevölkerungsteil auf dem höhergelegenen Stadtteil Nazareth-Illit anzutreffen. Wir interessierten uns für den ursprünglichen Teil der Stadt und wurden somit auch nicht mit dem beginnenden Schabbat konfrontiert.
Vor der griechisch-orthodoxen Verkündigungskirche war ein überdimensionierter Weihnachtsbaum aufgestellt. Es hat herrlich geblinkt und geleuchtet - aber hätte man wirklich als Farbe für den Stern wrklich Rot wählen müssen?



Kalt und windig ist es auch gewesen! Aus diesem Grund kauften wir Weihnachtsmannmützen, diese haben an den Ohren sehr schön warm gehalten und halfen, uns in die weihnachtliche Kulisse einzufügen. 

Am nächsten Morgen wurden wir von Kirchenglocken geweckt. Wie lange ist mir das schon nicht mehr passiert! Eine halbe Stunde später wollten wir uns die Stadt näher anschauen, Sightseeing stand auf dem Programm. Nazareth ist in einer hügeligen Gegend gelegen, los ging es also auf dem höchsten Punkt.
Die Aussicht von dort war wirklich einmalig! Auf der einen Seite reichte die Sicht bis ans Meer und nach Haifa, auf der anderen Seite sah man die Altstadt am Fuße des Hanges.
An dem Aussichtspunkt steht, soweit ich das richtig erkannte, ein Techno-Kolleg der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos mit angrenzender Kirche.


Wieder hinab ins Tal war der Weg deutlich angenehmer. Wir besichtigten die orthodoxe Kirche, an deren Vorplatz wir am vorherigen Abend bereits gesehen hatten. Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich ein und derselbe Ort zu zwei verschiedenen Tageszeiten wirken kann! Die gemütliche Atmosphäre des Abends war hinüber und wurde vollständig von Kitsch abgelöst.

Eine Art Karte der Wirkungsstätten Jesu im angrenzenden Museum
Noch ein Wort zu der Kirche: Nach griechisch-orthodoxem Glauben hat der Erzengel Gabriel Maria an unten zu sehendem Brunnen ihre Schwangerschaft verkündet, daher auch der Name der Kirche (Verkündigungskirche, s.o.).



Im römisch-katholischen Glauben erschien der Engel allerdings in einer Grotte ca. 800 Meter weiter, deswegen wurde auch die römisch-katholische Verkündigungsbasilika errichtet. Diese ist die größte Kirche im Nahen Osten und wurde 1955 als Ersatz für ein älteres Gotteshaus errichtet.
Die Kirche ist umgeben von einer Mauer, für deren Innenseite die verschiedensten Länder Mosaike gestaltet haben. Es folgen zwei Impressionen:

Das Mosaik aus dem Vatikan...

...und aus Korea



Ich finde es nach wie vor kurios, dass die zwei Kirchen die Verkündigung an unterschiedlichen Orten vermuten...

Das Interieur der Kirche (oberer Teil)
Ein Mosaik über einer Grotte, in der man Lebensspuren (Ofen etc.) von vor über 2000 Jahren fand
Und noch ein letztes Wort zur Kulinarik: Wir sind in Nazareth auf gleich zwei arabische Spezialitäten getroffen: Zum einen auf Laban, ein Sauermilchprodukt, welches mit Gewürzen auf einen Teigfladen gestrichen und im Ofen gebacken wird; zum anderen auf Knaffeh, eine warme Süßspeise mit einer Art Quark, der mit Engelshaar und Sirup überbacken wird. Beides war sehr lecker!

Der nächste Eintrag kommt die Tage.

Bis denne,

euer Johannes

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