Akko und Haifa

Hallo allerseits,

wie bereits im letzten Eintrag angedeutet, ließ die nächste Reise nicht lange auf sich warten. Diesmal waren es gleich zwei Städte, die von uns Löwenstein-Freiwilligen unsicher gemacht wurden: Akko und Haifa.

Doch nun der Reihe nach: Am Donnerstagabend sind wir nach Feierabend in der altbewährten Reisetruppe gen Haifa aufgebrochen. Die Busfahrt verging recht schnell, und so fielen wir in der Haifarianer WG ein, die uns für die nächsten zwei Nächte beherbergen würde. Die Wohnung liegt auf dem Carmelberg, relativ nah der Bahai-Gärten. Recht spontan ging es bald weiter zu einer anderen WG in demselben Gebäude, wo an jenem Abend eine "WG-Party" ausgerichtet wurde. Meine erste WG-Party - abenteuerlich! Allerdings hatte ich noch nichts zu Abend gegessen, und der knurrende Magen zwang mich dann doch irgendwann, noch eine Kleinigkeit essen zu gehen. Mit zwei Begleitern orderten wir noch eine Domino-Pizza (zu meiner Verteidigung: alle anderen Läden hatten zu) und genossen die herrliche Sicht über das funkelnde Lichtermeer von Haifa und Umgebung. Man konnte bis in den Libanon sehen!

Am nächsten Morgen stand allerdings nicht Haifa auf dem Besichtigungsplan, sondern Akko. Diese Stadt liegt in ca. 25 km Entfernung am anderen Ende der Bucht von Haifa. Akko hat viele Bewohner kommen und gehen sehen, aufgeblüht ist sie vor allem zur Zeit der Kreuzfahrer.


Wir gelangten über den obligatorischen arabischen Markt an die Küstenpromenade mit der schlicht gehaltenen und rot bedachten St. Johannes der Täufer-Kirche. Von dort hat man bei gutem Wetter eine gute Sicht auf den Carmelberg und Haifa, so war es dann auch gewesen.



Ein Überrest aus Kreuzfahrerzeit ist unter anderem der Templer-Tunnel zur Evakuierung der Stadt. Dieser Tunnel reizt nicht nur als Sehenswürdigkeit, sondern auch als Abkürzung: Man gelangt vom Zentrum der Altstadt direkt ans Meer, ohne noch großartig den Weg suchen zu müssen :)

Bitte ducken!


Des Weiteren gibt es in Alt-Akko eine große Karawanserei (Khan) mit einem eindrucksvollen Uhrturm und einen bestimmt eindrucksvollen Säulengang, der aber wegen Einsturzgefahr geschlossen war (no pictures, sorry).



Auch verhungert man in Akko nicht, es befinden sich an jeder Ecke Imbissstände oder kleinere Restaurants mit israelischen Spezialitäten, wie Hummus oder Falafeln. Wir entschieden uns schließlich für letzteres und haben unsere Wahl nicht bereut.
Bevor wir uns auf den Rückweg machten, wollten wir auch noch "kurz" die ehemalige Hospitaliter-Abtei besichtigen. Aus "kurz" wurden dann aber doch zwei Stunden, die Abtei war deutlich größer als erwartet, aber auch deutlich interessanter! Beeindruckend, welche immensen Bauwerke die Kreuzfahrerim 12./13. Jh. errichteten - teilweise sogar unter der Erde! Es war auf jeden Fall einen Besuch wert!


Am nächsten Tag wollten wir die Bahai-Gärten und den Schrein des Bab besichtigen. Das Bahaitum ist eine monotheistische Religion, welche mir durch ein Referat aus dem Religionsunterricht nicht unbekannt ist. Diese entstand im 19. Jh. im Iran als Abspaltung des Islams und hat zwei prägende Propheten, Bab und Baha'ullah. Das Bahaitum beschreibt sich als friedliebende und nach ethischen Normen handelnde Religion, die den Mensch als Individuum wahrnimmt und schon früh die Gleichheit aller Menschen predigte (Mann und Frau, arm und reich etc.).
In Haifa ist nun der Schrein des Bab (sein Grabmal), umgeben von einem prächtigen Garten. Da das Gebäude um 12.00 Uhr für Nicht-Bahai schließt und zur selben Uhrzeit die Führung durch die Gärten beginnt, mussten wir die Besichtigung des Schreins voranstellen und sind anschließend erneut die Treppen im Garten herabgestiegen. Ganz schön anstrengend!



Überhaupt ist Haifa aufgrund seiner Hanglage recht nervenraubend, viele Freiwillige von dort stöhnen über die zahlreichen Treppen.
Anschließend schlenderten wir noch durch die Masada Street, eine schöne Künstler-/Hipster-Straße mit vielen Cafés, Bücherläden und Graffitis, derer ich euch einige zeigen möchte:


Und nach einer Stärkung im russischen Viertel (Hamburger mit Pommes) erstanden wir als Nachtisch im arabischen Wadi Nisnas eine Schale Baklava, eine israelische Süßspeise. Ein Superbus (eine Mischung zwischen Bus und Tram) brachte uns anschließend zum Strand von Hof HaCarmel, direkt neben dem Busbahnhof. Dort waren wir mit einigen anderen Freiwilligen verabredet und genossen den Sonnenuntergang, bzw. das, was die Wolken noch davon übrigließen. Hier mein Versuch, etwas von der abendlichen Streuung einzufangen:


Dort probierte ich auch die Baklava und ich muss sagen: Ich bin großer Freund der israelischen Küche, aber das war mir viel zu süß und klebrig!
Im Vergleich zu einem Monat davor ist die Wassertemperatur übrigens zumindest gefühlt recht stark gesunken. Der Strand von Hof HaCarmel ist nämlich genau jener, an dem wir abends während des Ankunftseminares waren!

Alles in allem haben wir ein sehr schönes Wochenende in Israels Norden verbracht, nichtsdestotrotz freute ich mich wieder auf mein schon recht vertrautes Ra'anana und unsere hiesige Wohnung. Ich möchte allerdings noch klarstellen, dass auch in Haifa das öffentliche Leben am Sabbat deutlich abnimmt und nur ein paar Busse fahren. In meinem Kopf existierte der Irrglaube, am Wochenende liefe dort alles ganz normal, das ist so nicht richtig.

An dieser Stelle aber nochmals vielen Dank an unsere Unterkunft und an unsere Führung durch Haifa und Akko!

Bis demnächst,

euer Johannes

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