Wenn Geschäfte um drei Uhr schließen...

... dann ist der nächste jüdische Feiertag nicht weit. In diesem Sinne Schalom aus Israel!
Wie ihr als aufmerksame Leser längst bemerkt habt, ist der September im Jahr 2018 n. Chr. ein nur selten von Werktagen unterbrochener Reigen von Feiertagen: Alles begann mit dem Neujahrsfest Rosch HaSchana vom 9. bis zum 11. September (gemeint ist immer vom Abend des ersten bis zum Abend des zweiten angegebenen Tages), gefolgt von Jom Kippur vom 18. auf den 19. und Sukkot vom 23. bis zum 29. September, und dazu noch alle Sabbat von Freitag- bis Samstagabend. An all diesen Tagen wird nicht gearbeitet, auch wir sind freigestellt, und öffentliche Verkehrsmittel ruhen. Freilich gilt dies nicht für das gesamte Sukkotfest, denn eine ganze Woche, in der jegliche Geschäfte geschlossen sind, wäre vermutlich doch zu lang...
Diese Tatsache sorgt u.a. bei Telefonaten regelmäßig für Erheiterung, da viele vermutlich ein falsches Bild von der hiesigen Feiertagssituation bekommen. Dies möchte ich an folgender Stelle korrigieren: Der Situation im September diesen Jahres ist wohl ungewöhnlich, und abgesehen von Simchat Tora kommt der nächste Feiertag mit Chanukka, dem Lichterfest, erst Anfang Dezember. Auch im Christentum haben wir viele Feiertage, nur sind diese mehr über das Jahr verteilt und treten nicht so gehäuft auf.
Doch nun zu den Festen im einzelnen: Mit den Feiertagen gehen immer spezielle Traditionen einher, so wird an Jom Kippur gefastet und das Leben reflektiert. Es wird an diesem Tag im jüdischen Glauben Buße getan und es ist verboten, sich zu waschen oder zu schminken, da man zur Erlösung von den Sünden möglichst rein sein soll. Vermutlich wird auch aus diesem Grund weiße Kleidung getragen.


Wie man auf dem Bild oben sehen kann, ist an Jom Kippur kein Auto unterwegs, ausgenommen Krankenwägen und Polizeiautos. Auch die Schnellstraße östlich von Ra'anana war wie leergefegt:


So machten wir uns am 19. auf den Weg ans Meer nach Herzlia, zu Fuß wohlgemerkt, und sind nach guten zweieinhalb Stunden angekommen, um den Sonnenuntergang zu betrachten.
Ein herrliches Naturschauspiel!
Nachdem am Donnerstag ein normaler Arbeitstag war, begann am Freitag für uns das Wochenende; für mich Gelegenheit, meine aus Deutschland importierten Kuchenrezepte auszuprobieren. Ich hatte Lust auf Käsekuchen, und so kaufte ich alles, was ich benötigte und finden konnte. Das Ergebnis unterschied sich freilich von dem Käsekuchen, wie ich ihn sonst kenne, er war allerdings nicht weniger gut und relativ schnell von allen WG-Mitbewohnern verputzt.

Da bekommt man direkt wieder Hunger...

Und nun ist Sukkot, das Laubhüttenfest. Für dieses wird in jeder Familie eine Sukka (Pl. Sukkot) gebaut, eine Hütte, die mit Palmwedeln bedeckt wird. In dieser übernachten die Kinder eine Nacht.

Die Sukkot vor unserem Haus
Der erste Tag von Sukkot ist "wie ein Schabbat", wie uns erklärt wurde, d.h. es fährt kein ÖPNV und die Geschäfte sind geschlossen. An den restlichen Tagen von Sukkot (Di, Mi, Do) werden wir nur halbtags arbeiten, bis dieses Fest nach Schabbat nahtlos in das nächste, Simchat Tora, übergeht.

Dies war ein kleiner Exkurs zu den Feiertagen, ich will aber erneut darauf hinweisen, dass ich die jüdische Kultur nur so erkläre, wie sie mir geschildert wurde. Für einen Außenstehenden sind die Zusammenhänge, Vorschriften und Traditionen sehr komplex und nicht leicht verständlich, vor allem, wenn Erklärer und Zuhörer sich in einer Sprache unterhalten, die für beide nicht die Muttersprache ist. Ich garantiere also nicht für Richtigkeit, freue mich aber, wenn ich einige kleine Impressionen vermitteln kann!

Bis bald,

euer Johannes

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