Eine sehr bereichernde Woche - Teil 2

Hallo liebe Leser,

wie versprochen, hier der zweite Teil des Vorbereitungsseminars:

Der Donnerstag stand unter dem Motto der „Kultur“: Während wir zuerst theoretisch den Begriff erarbeiteten und uns Gedanken über sichtbare und unsichtbare Elemente einer Kultur machten, erhielten wir später auch konkrete Tipps zum Umgang mit der eigenen Kultur und dem Einfinden in eine fremde Kultur. Praktisch setzten wir diese Tipps in einem Spiel um: Die Gruppe wurde halbiert und jede Hälfte entwickelte eine eigene Fantasie-Kultur, welche die jeweils anderen Hälfte der Gruppe kennenlernen sollte.
Abends trafen wir uns zu einer ausführlichen Yoga-Einheit. Auch ich war anfangs skeptisch und unsicher, ob ich mich diesem freiwilligen Programmpunkt anschließen soll. Yoga galt in meinen Augen nie als Sport und war für mich eher eine Art meditativer Unsinn, aber dieser Abend sollte mir das Gegenteil aufweisen: Meditation ja, Sport sicherlich, Unsinn aber auf keinen Fall! Zum Yoga musste ich Muskeln bewegen, die zuvor noch nie bewegt wurden und gleichzeitig Kontrolle über den Atem und die Balance halten. Die innere Ruhe danach war unbeschreiblich, ich hätte noch stundenlang einfach so dasitzen können. Am nächsten Morgen habe ich einen leichten Muskelkater wie nach (konventionellem) Sport verspürt, gleichzeitig aber positive Energie für den neuen Tag. Vielen Dank an unsere ausgezeichnete Yogi!
Am Freitag folgte ein Selbstverteidigungskurs; uns wurden von einem Karatelehrer verschiedene Abwehr- und Grifftechniken zur Gefahrenabwendung gezeigt. Auch wenn der Karatelehrer uns allen körperlich sehr deutlich überlegen war und somit die Techniken bei ihm deutlich effektiver waren, sind uns bestimmt doch die Grundlagen im Gedächtnis geblieben. Hoffentlich werden wir von diesen nie Gebrauch machen müssen!
Nachmittags ging es um Motivation („Wie motiviere ich mich?“, „Was benötige ich dazu?“ etc.). In Kleingruppen besprachen wir verschiedene Vorgehensmöglichkeiten, da jeder von uns irgendwann an den Punkt kommen wird, an dem er nicht weitermachen will oder sich nicht für den neuen Tag aufrappeln kann.
Zum Abschlussabend (ja, dies war tatsächlich schon der letzte komplette Tag) wurde gegrillt und noch die ein oder andere Werwolf-Runde gespielt.
Samstag war Abreisetag, wir reflektierten die Woche, schrieben Briefe an unsere zukünftigen Ichs (diese Briefe werden archiviert und nächstes Jahr beim Nachbereitungsseminar von uns wieder geöffnet). An diesem Punkt machte sich bei den ersten Traurigkeit, oder sagen wir lieber Sentimentalität, breit... Spätestens beim gegenseitigen „Rückenstärken“ (man schreibt anderen positive Eigenschaften auf einen Pappteller auf den Rücken) merkten wir, dass wir zueinander allein in dieser einzigen Woche starke Freundschaften aufgebaut haben und der Abschied nicht leichtfallen wird.

Ich war zu dieser Woche doch mit dem ein oder anderen Zweifel aufgebrochen, über meinen nahenden Freiwilligendienst, über die gesamte Organisation, über meine Mitfreiwilligen und auch allein schon über die Vorbereitungswoche. Ich hätte nie mit einer solchen Entwicklung gerechnet und bin all denen dankbar, die mir in dieser Woche solch ein gutes Gefühl mit auf meinen Weg gegeben haben! In letzter Zeit werde ich oft gefragt: „Johannes, wie ist das: Hast du nicht Zweifel oder Bedenken, für ein Jahr alleine ins Ausland zu gehen?“ Ich kann nun überzeugt sagen: Sicher, einzelne Zweifel bleiben, ich werde doch eine große Umstellung erleben. Ich weiß aber, dass hinter mir immer Menschen stehen, an die ich mich wenden kann und die mich unterstützen: Die Freiwilligen direkt in der WG, die anderen Freiwilligen in Israel (ein Vorteil sind dabei natürlich die geringen Distanzen), meine Mentoren in der Einsatzstelle und in der Partnerorganisation, das Rote Kreuz in MV und natürlich meine Familie, auf die ich mich immer verlassen kann. Von „alleine nach Israel gehen“ kann also eigentlich gar nicht die Rede sein!

Ich schreibe tatsächlich mehr, als ich mir zugetraut hätte.

Der nächste Eintrag kommt in Bälde, bis dahin, haut rein!

Peace out,
euer Johannes

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Jaffa

Seminar im Parlament

De re publica

Kontaktformular

Name

E-Mail *

Nachricht *